
Autos mit Traumfigur - die Geschichte der Kühlerfigur
vor »Kühlerfiguren waren einst beliebte Schmuckstücke, die das Auto verzierten. Sie wurden ursprünglich als Deckel auf den Kühler geschraubt und zeigten mehr oder weniger kunstvoll gestaltete Tiere, Menschen und Markenzeichen. Heute sind sie aus Sicherheits- und Kostengründen fast komplett von der Bildfläche bzw. Motorhaube verschwunden.
Das erste Kapitel in der Geschichte der Kühlerfigur schrieb der englische Lord Montague of Beaulieu. Der adelige Autonarr versah 1899 den Kühlerdeckel seines Daimlers mit einem metallenen Christopherus, dem Schutzpatron aller Reisenden. Es dauerte noch einige Jahre, bis sich das Auto langsam durchsetzte und mit ihm auch die Kühlerfigur. Ab etwa 1910 gab es im Zubehörhandel unzählige fantasievolle Figuren.
Die Kühlerfigur war quasi das erste optische Tuning, mit dem Autler ihre Vehikel individualisieren konnten. Erlaubt und aufgeschraubt war, was gefällt. Besonders beliebt waren symbolträchtige Figuren wie Raubkatzen, Stiere, Vögel und Hunde. Viele Anbieter
spezialisierten sich darauf, Kühlerfiguren speziell auf Kundenwunsch herzustellen.
Die meisten Autohersteller sparten sich anfangs eine kunstvolle Kühlerfigur. Die Herstellung war zu kostspielig und das Angebot im Zubehörhandel sehr groß. Die Hersteller montierten in Anfang der 20er Jahre bestenfalls einen Kühlerdeckel mit Thermometer.
Auch zu Werbezwecken wurde die Kühlerfigur genutzt. Die Figuren von Reifenherstellern, Öl-Anbietern aber auch von Unternehmen aus autofremden Branchen blieben aber eine Randerscheinung. Autofahrer wollten lieber individuell verschönern, als für irgendjemanden Reklame zu machen.
Doch dann erkannten zunehmend mehr Hersteller den Wert eines prominent platzierten Markenzeichens. Je nach Wert des Autos und Geldbeutel des Fahrers gab es Kühlerfiguren aus Bronze, Messing oder Zink. Sie wurden gern versilbert oder verchromt. Sehr exklusiv waren Kühlerfiguren aus Glas, am besten auch noch mit Beleuchtung.
Bei Rolls Royce wurde das Aufschrauben irgendeiner Kühlerfigur als stillos empfunden. So wurde der Entwurf des Bildhauers Charles Sykes ab 1911 zur ersten serienmäßigen Kühlerfigur bei einem englischen Auto. Die Spirit of Ecstasy ähnelte einem älteren Entwurf des Künstlers namens "The Whisper". Diesen hatte Sykes für den bereits erwähnten Lord Montague of Beaulieu geschaffen hatte. Modell stand bei beiden Eleanor Velasco Thornton, eine Freundin des Lords.
Auch die Hersteller waren sehr fantasievoll bei der Auswahl ihrer Kühlerfiguren. Bei Brennabor war es ein Bleikristall, bei Packard eine Frau, die nach einem Rad greift, bei Peugeot ein Löwe, bei Bugatti ein tanzender Elefant, bei Bentley ein geflügeltes B, bei Hispano-Suiza ein fliegender Storch und beim Ford Model A eine fliegende Wachtel.
Als der Kühler in den 30er Jahren unter der Motorhaube verschwand, blieb die Kühlerfigur auf der Motorhaube erhalten. Viele der alten Kühlerfiguren wurden mit einem Sockel versehen und endeten als Briefbeschwerer. Nach 1945 verzichteten immer mehr Hersteller auf die Kühlerfiguren. So ließen sich die Produktionskosten verringern. In den 50er Jahren kamen in den USA analog zu den wachsenden Heckflossen auch Verzierungen auf der Motorhaube und am Kühlergrill wieder in Mode.
Mitte der 60er wurden die Kühlerfiguren dann verboten. Das Verletzungsrisiko einer feststehenden Kühlerfigur bei Unfällen war einfach zu hoch. Die Kühlerfiguren von Rolls Royce, Mercedes und Maybach sind heute nur erlaubt, weil beweglich sind und bei einem Aufprall nachgeben.
Die bekanntesten Kühlerfiguren dürften die Spirit of Ecstasy von Rolls Royce, der Mercedes-Stern und der springende Jaguar der gleichnamigen Marke sein.


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