
Flotter Dreier - der Porsche Typ 64
vor »Zu Propagandazwecken startete 1938 die Entwicklung dreier höchst interessanter Sportwagen. Der kurz darauf beginnende zweite Weltkrieg und die anschließenden Wirren ließen nur ein Exemplar überleben.
Der Porsche Typ 64 entstand auf Basis des VW Typ 60 und war die zehnte Karosserievariante. Daher wird er auch als Typ 60 K 10 bezeichnet. Gezeichnet wurde er von Erwin Komenda. Der Typ 64 sollte die für 1939 geplante Fernfahrt Berlin-Rom gewinnen und so den Verkauf des KdF-Wagens ankurbeln. Bei Reutter in Stuttgart entstanden bis Sommer 1939 drei Fahrzeuge mit 23,5 PS, 30 PS und 40 PS.Dank der ausgefeilten Aerodynamik und extremen Leichtbaus lief das 40 PS-Modell gute 180 km/h. Eine Maßnahme für einen guten cw-Wert war die schmale Dachlinie mit möglichst kleiner Stirnfläche. Um diese zu erreichen, musste der Fahrersitz des Typ 64 in Richtung Fahrzeugmitte rutschen. Der Beifahrersitz war leicht nach hinten versetzt.
Um unerwünschte Luftverwirbelungen zu minimieren, wurde der Unterboden verkleidet. Das flach abfallende Heck verhinderte Luftwirbel durch Strömungsabriss. Die vorderen Radabdeckungen waren flexibel und mit Rollen versehen. So konnten sie bei starkem Lenkeinschlag nachgeben. Auch kleinste Teile wurden zur Gewichtsreduzierung aus Leichtmetall gefertigt.
Der Motor stammte vom Käfer, wurde aber mit größeren Ventilen, Doppelvergaser und höherer Verdichtung auf 40 PS gebracht. Die Ähnlichkeit des Typ-64-Hecks zum KdF-Wagen war selbstverständlich gewollt. Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges kamen die Wagen nicht wie geplant zum Einsatz.
Stattdessen wurden sie privat genutzt. Ein Typ 64 diente Ferdinand Porsche als Reisefahrzeug, ein anderer ging an Bodo Lafferentz, Leiter der KdF-Organisation. Dieser hatte einen Unfall und ließ seinen Wagen angeblich mit Teilen des dritten Typ 64 reparieren. Möglicherweise wurde dieser aber auch ein Opfer von Bombenangriffen. Auf jeden Fall wurden nur zwei Typ 64 zu Kriegszeiten in Kärnten eingelagert.
Während der ehemalige Reisewagen von Professor Porsche unversehrt blieb, geriet das andere Exemplar in die Hände von US-Soldaten. Diese sollen das Dach abgesägt und dann die Alpenregion damit unsicher gemacht haben, bis der Wagen nicht mehr lief. Dieser stark beschädigte Wagen mit der Chassis-Nummer 38/42 wurde von Porsche in seine Einzelteile zerlegt.
Nach dem Krieg kaufte der Österreicher Otto Mathé den verbliebenen Typ 64 und die Einzelteile des zerlegten Exemplars. Mit dem kompletten Auto fuhr Mathe viele Rennen. Weil Mathé seinen rechten Arm verloren hatte, wurde der Typ 64 auf Rechtslenkung umgerüstet. Die Einzelteile verbaute er in seinem legendären Fetzenflieger. Nach Mathé´s Tod wurde der komplette Typ 64 für 800.000 Euro verkauft. Der aktuelle Besitzer ließ den Wagen vor einigen Jahren wieder auf die originale Linkslenkung zurückrüsten.
Weil der Porsche Typ 64 formal der Vorläufer des Porsche 356 ist, gilt er als der Ur-Porsche. Für sein neues Museum ließ Porsche eigens eine Karosserie-Kopie des Typ 64 anfertigen. Im Frühjahr 2009 war der originale Porsche Typ 64 zum ersten Mal überhaupt seit 70 Jahren in einem Museum ausgestellt. Seitdem nutzen viele Autobegeisterte die einmalige Gelegenheit, sich diese automobile Legende im Hamburger Museum PROTOTYP aus nächster Nähe anzusehen. Seit dem Frühjahr steht dort auch ein Nachbau des zweiten Berlin-Rom-Wagens, der mit den erhaltenen Einzelteilen komplett neu aufgebaut wurde.


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