
Kistenweise Spaß
vor »Eine sehr traditionsreiche Art der Fortbewegung ist das Fahren einer Seifenkiste. Zur Teilnahme an einem Rennen gehört selbstverständlich der Bau des eigenen Gefährts. Wer es einfacher mag, kann es ja bei einem Bobbycar-Rennen versuchen.

Der Begriff Seifenkiste stammt aus den USA. Die genaue Herkunft ist nicht ganz eindeutig.
Nach Legende Nr.1 war der Journalist Myron Scott der Namensschöpfer. Er sah im Sommer 1933 ein paar Jungen, die auf selbst gebastelten Autos eine abschüssige Straße herunter fuhren. Die Form eines dieser Autos erinnerte Scott an eine Seifenschachtel (Soap Box).
Legende Nr.2 erzählt von einem Seifenhersteller, der auf der Rückseite der Packungen Bastelanleitungen für Kinderautos abdruckte. Diese Gefährte wurden dann scherzhaft Seifenkiste genannt.

Unstrittig ist dagegen, dass Rennen mit Seifenkisten in den USA sehr beliebt waren. 1934 fand in Ohio das erste große Rennen statt. Am Start vor 40.000 Zuschauern waren über 300 Seifenkisten.
Faszinierende Filmaufnahmen
vom dritten All-American Soap Box Derby 1936 zeigen, dass die Rennen eine hohe Aufmerksamkeit genossen.
Diese Soap Box Derbys waren das Vorbild für ähnliche Veranstaltungen im Nachkriegs-Deutschland. Als Schirmherr engagierte sich der Autohersteller Opel von 1948 bis 1971 im Seifenkistensport.
Die Einteilung moderner Seifenkisten in Junior- und Seniorklasse gibt es übrigens erst seit 1984.
Für Oldtimerfans, die im Winter eine Beschäftigung suchen, ist der Bau einer Seifenkiste perfekt. Das Werkzeug staubt nicht ein und man kann seine Kinder oder Enkel schon mal sanft aufs Schrauberhobby einstimmen. Die erste Fahrt in der selbstgebauten Seifenkiste ist dann für Groß und Klein ein unvergessliches Erlebnis.
Grundsätzliches

Die Seifenkiste in ihrer ursprünglichen Form entsteht in Heimarbeit aus möglichst günstigen, zusammen- gesammelten Teilen. Diese Seifenkisten sind dann echte Spaßmobile ohne allzu große technische und optische Ansprüche.
Selbstverständlich gibt es auch noch die andere Seifenkistenfraktion. Dort wird mit genormten Seifenkisten für Junioren und Senioren um Meisterschaften gefahren. Diese Seifenkisten werden als Bausatz gekauft oder müssen aufwändig nach den geltenden Vorschriften gebaut werden.
Wer mit einer Seifenkiste Marke Eigenbau an einem Rennen teilnehmen möchte, sollte sich vorher genau über das Reglement informieren. Manchmal werden z.B. Einheitsreifen verlangt.
Im Folgenden sind ein paar Tipps für den Bau einer Spaß-Seifenkiste zusammengestellt.
Wen nach dem Bau einer selbst entworfenen Seifenkiste der Ehrgeiz packt, kann es ja mal mit einer Profi-Seifenkiste versuchen. Alle Informationen dazu gibt beim Deutschen Seifenkisten Derby e.V.
http://www.dskd.org/
Wer lieber selber ins Lenkrad greifen will, sollte es mal mit Bobbycar-Rennen versuchen. Dort wird mit weitgehend originalen, aber auch mit stark optimierten Fahrzeugen gefahren. Mehr dazu unter
http://www.bobbycarclub.de
Tipps für Seifenkisten-Bauer
Mit dem richtigen Werkzeug macht die Arbeit an der Seifenkiste gleich viel mehr Spaß. Wer vorher alles zusammen sucht und bereit legt, spart sich später nerviges Suchen.
Zur Standardausrüstung für den Seifenkistenbau gehören:
- Hammer
- Zange
- Schraubenzieher
- Zollstock
- Bleistift
- Säge
- Papier (für Planung und Notizen)
- Bohrmaschine (Akkuschrauber)
- Holzfeile
- Stecheisen
- Stichsäge
- Feinsäge
- Bohrer 3mm
- Forstnerbohrer 30mm (zum Bohren größerer Löcher)
- Tischlerwinkel/Lineal
Bei Seifenkisten ist alles erlaubt, aber bestimmtes Material braucht man bei fast allen:
- Eisenwinkel
- Bretter
- Reifen
- Achsen
- Schellen
- Leisten
- Holzleim
- Holzschrauben
- Nägel
- Feingewindeschrauben, Muttern, Unterlegscheiben
- Pinsel
- Farbe
- Stahlseil
- Gummiklotz
Bodenplatte/Sitz
- Die Bodenplatte muss aus stabilem Holz (z.B. 20-30 mm starkes Sperrholz) bestehen. Also eher nicht aus Spanplatten, die außerdem zu schwer sind.
- Der Sitz sollte eine gute Polsterung haben. Wenn schon die Reifen möglichst hart sind, lassen sich Unebenheiten auf diese Weise wenigstens etwas dämpfen.
- Wichtig ist, dass der Fahrer eine optimale Sitzposition findet. Ein verstellbarer Sitz kann also nicht schaden.
- Wenn man die Achsen von oben auf die Bodenplatte schraubt, lässt sich der Schwerpunkt der Seifenkiste senken.
Aufbau
- Für die Karosserie kann man im Prinzip nehmen, was gefällt. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass es nirgendwo scharfe Kanten gibt.
- Wer es lieber etwas stabiler mag, nimmt Buchensperrholz (3 mm stark). Es ist ziemlich robust und lässt sich gut in Längsrichtung biegen.
- Auch gern genommen werden Pappe, Maschendraht, Linoleum, Teppich, Folien und Stoffe
- Wenn man alte Tapeten mit reichlich Tapetenkleister übereinander klebt, bekommt man eine relativ feste und nicht zu schwere Verkleidung. Damit sich das Ganze nicht beim ersten Regen auflöst, sollte man es mit Außenfarbe streichen
- Eine kleine Stirnfläche verbessert die Windschlüpfrigkeit der Seifenkiste.
Reifen
- Die Reifen sollten schmal und hart sein, um einen möglichst geringen Rollwiderstand zu haben.
- Wem Fahrkomfort wichtiger als Bestzeiten ist, sollte mit Luftreifen fahren.
- Vom Kinderwagen über Mülltonnen, alte Fahrräder und Rollstühle bis zur Schubkarre gibt es viele kostengünstige Teilespender. Teurer wird es, wenn man Achsen und Räder im Baumarkt besorgt.
- Leicht drehende Reifen sind die Grundvoraussetzung für gute Zeiten im Rennen, also nicht mit Fett bzw. Öl sparen
Lenkung
- Die Lenkung muss absolut einwandfrei funktionieren. Ansonsten kann es bei Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h böse Unfälle geben.
- Ein guter Geradeauslauf der Seifenkiste ist von Vorteil, denn jede Lenkkorrektur kostet Zeit
- Das Lenkrad sollte gut in der (Kinder-)Hand des Fahrers liegen.
- Seilzuglenkungen sind relativ simpel aber oft auch ungenau. Zahnradlenkungen oder Lenkungen mit Gestängen sind etwas aufwändiger, dafür auch zielgenauer.
- Die gängigsten Lenksysteme sind Lenkungen mit Lenkstiel bzw. Lenkbügel, mit Lenkrad und Lenkstange, mit Handseil und mit den Füßen direkt auf der Achse.
Bremsen
- Eine gute Bremse ist ein unbedingtes Muss bei einer Seifenkiste. Sie sollte auch bei geringem Kraftaufwand gut und gleichmäßig verzögern. Werden Fahrradreifen verwendet, bietet sich eine Felgenbremse an.
- Häufig werden Systeme verwendet, bei denen Gummiklötze gegen die Laufflächen der Reifen gedrückt werden. Das Bremsen erfolgt per Handbremshebel oder per Gestänge mit dem Fuß.
- Viele Seifenkisten bremsen auch mit einem Gummiklotz, der nach der Zieldurchfahrt auf die Straße gedrückt wird.
- Das gewählte Bremssystem sollte auch bei Nässe gut verzögern


Anzahl Feedbacks zu diesem Thema bislang: 0


