
Die wussten, was sie tunen
vor »Der Wunsch nach mehr Leistung im Automobil ist ungefähr so alt wie das Auto selbst. Das klassische Tuning kam aber erst nach 1945 so richtig auf Drehzahl.
Kamei war einer der ersten Tuner. Mit seinem Tiefensteuer sollte der Käfer mehr Anpressdruck an der Vorderachse kriegen. Das Tiefensteuer wurde kein Erfolg, aber die Tuner-Branche war nicht zu bremsen. Zu Anfang war besonders das Motortuning gefragt. Die ersten Nachkriegsautos waren einfach zu schwach auf der Brust. Oft wurde das Motortuning mit dem Fahrwerktuning kombiniert.Innenraum- und Karosserietuning erlebten in den 70er Jahren einen Boom, der bis in die 80er Jahre anhielt. Erlaubt war, was gefällt. Montiert wurde, was die Tuner anboten. Unvergessen sind komplett verspoilerte Autos in schriller Lackierung. Einige dieser Tuner gibt es heute noch, manch einer hat den Konkurrenzkampf in der Leistungsgesellschaft allerdings auch nicht überstanden. Hier die bekanntesten Unternehmen der Tuningzunft:
ABT | AC Schnitzer | Alpina | AMG | Brabus | Hartge | Irmscher | Kamei | Lorinser | Oettinger | Ruf | Steinmetz | Styling Garage
ABT
Das Familienunternehmen Abt Sportsline aus Kempten gehörte in den 50er Jahren zu den ersten Tunern in Deutschland. Johann Abt war ein überaus erfolgreicher Rennfahrer. 1952 feierte Johann Abt erste Erfolge im Motorsport. Die Erkenntnisse daraus wurden direkt umgesetzt in Tuning-Maßnahmen für Serienfahrzeuge aus dem VW-Konzern. Der Ursprung des Unternehmens geht auf eine Pferdeschmiede zurück, die 1896 gegründet wurde. In den 20er Jahren setzte man auf Automobile, in den 50er Jahren war Abt ein Auto Union-Händler mit Werkstatt. Bereits in den 30er Jahren hatte es erste Kontakte zwischen Abt und der Auto Union gegeben. Die Spezialisierung auf VW, Audi und später auch Seat und Skoda lag also nahe.
Leistungssteigerung und Haltbarkeit waren bei Abt oberste Zielsetzung des Motortunings. Aber auch Fahrwerkstuning, aerodynamische Anbauteile, Felgen und Auspuffanlagen wurden angeboten. Heute hat sich Abt Sportsline vom reinen Tuner und Veredler zum Fahrzeughersteller gemausert.
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AC Schnitzer
Das Aachener Unternehmen AC Schnitzer wurde 1987 gegründet und ist auf BMW spezialisiert. Neben der üblichen Leistungssteigerung für Benziner und Diesel durch klassisches Tuning und Chiptuning bietet AC Schnitzer auch Sportauspuffanlagen, Leichtmetallfelgen, Innenausstattungen und Sportfahrwerke an. Auch im Motorsport und bei Rekordfahrten war und ist AC Schnitzer sehr erfolgreich. Heute kümmert sich AC Schnitzer auch um Fahrzeuge von Mini, Land Rover und um BMW Motorräder.
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Alpina
Die ALPINA Burkard Bovensiepen KG wurde am 1.1.1965 in Kaufbeuren gegründet. Bereits 1961 hatte Firmengründer Burkard Bovensiepen eine Weber-Doppelvergaseranlage für den BMW 1500 entwickelt. Auch später ging es bei Alpina ausschließlich um Autos von BMW. Bemerkenswert ist, dass von Alpina veredelte BMWs die volle Werksgarantie behalten.
Alpina engagierte sich viele Jahre lang im Motorsport. Nach zahlreichen Erfolgen entschied man sich, zugunsten der Produktion von eigenen Fahrzeugen auf BMW-Basis aus dem Motorsport auszusteigen. 1978 gab es erste selbstentwickelte Alpina-Fahrzeuge auf BMW-Basis. Seit 1983 gehört Alpina offiziell zu den deutschen Automobilherstellern.
Bemerkenswert ist, dass Alpina für ein so kleines Unternehmen erstaunliche Entwicklungen auf den Markt brachte. 1978 gab es bei Alpina eine vollelektronische Computerzündung, 1985 einen Metallkatalysator, 1992 die Shift-Tronic und 1993 die Switch-Tronic. Alpina Fahrzeuge sind meist nur schwer von BMW zu unterscheiden. Gute Unterscheidungsmerkmale sind die legendären Alpina-Felgen, die Alpina-Zierstreifen und im Innenraum die blau unterlegten Instrumente.
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AMG
AMG wurde 1967 in Burgstall als Rennmotoren-Schmiede gegründet und war von Beginn an auf die Fahrzeuge von Mercedes-Benz spezialisiert. Die Buchstaben AMG stehen für die Namen des Firmengründers und seines wichtigsten Mitarbeiters (Aufrecht und Melcher) und den Geburtsort von Werner Aufrecht (Großaspach).
Die Erfolge im Motorsport sorgten für eine große Nachfrage nach Leistungssteigerung bei Straßenfahrzeugen. Konzentrierte sich AMG anfangs auf stärkere Motorisierungen, kamen später auch optische Veredelungen und Anpassung aller Fahrzeugkomponenten an die gestiegene Leistung hinzu. Zu den bekanntesten von AMG getunten Fahrzeugen dürften der Mercedes 300 SEL 6.8 AMG (die "Rote Sau") und der 1986 präsentierte 300 E AMG mit 5,6l-V8 (The Hammer) gehören.
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Brabus
Brabus wurde 1977 in Bottrop geründet. Der Firmenname setzt sich aus den ersten drei Buchstaben der beiden Gründer Klaus Brackmann und Bodo Buschmann zusammen. Brabus spezialisierte sich auf die Marke Mercedes. Im Gegensatz zu vielen anderen Tunern war der Einstieg in die Tuningszene bei Brabus nicht der Rennsport, sondern die väterliche Mercedes-Niederlassung.
Brabus versorgte die Kundschaft nicht nur mit enorm leistungsstarken Motoren, sondern auch mit allem, was den Mercedes innen und außen veredelte. Besonders die S-Klasse W 126 wurde nach allen Regeln der Kunst von Brabus getunt und landete nicht selten im Arabischen Kulturkreis. Heute ist Brabus ein Fahrzeughersteller, der Fahrzeuge auf Basis von Mercedes, Maybach und Smart anbietet. Mit 350 Angestellten gilt Brabus zudem als größter eigenständiger, also nicht an einen Hersteller gebundenen Tuner der Welt.
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Hartge
Hartge startete sein Engagement im Rennsport und seine Tätigkeit als Tuner im Jahre 1971. Die ersten Rennsporterfolge wurden auf dem BMW 2002 erzielt. Im Tuningbereich ist Hartge auf BMW spezialisiert. 1985 wurde Hartge offizieller Fahrzeughersteller.
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Irmscher
1968 gründete Günther Irmscher ein Unternehmen, das mit dem Tuning von Opel-Modellen großen Erfolg hatte. Irmscher war ein erfolgreicher Rallyefahrer, der mit einem NSU Prinz TT zahlreiche Siege holte. Seinen Erfolg setzte Irmscher auch als Unternehmer fort. Anfangs baute Irmscher Opel Modelle für den Renn- und Rallyeeinsatz um. 1970 kam es zur ersten offiziellen Zusammenarbeit mit Opel. 1977 gab es die ersten Irmscher-Sonderserien bei Opel. Heute ist die Irmscher Automobilbau GmbH & Co.KG eine florierende Unternehmensgruppe, die auch Styling-Pakete für andere GM-Marken anbietet.
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KAMEI

KAMEI wurde 1952 gegründet als Unternehmen für innovatives Autozubehör. Firmengründer Karl Meier spezialisierte sich anfangs auf die Optimierung des Fahrzeuginnenraums. So gab es bei KAMEI die ersten Sicherheits-Kopfstützen. 1953 präsentierte KAMEI auf dem Genfer Automobil Salon einen Frontspoiler für den VW Käfer. Das sogenannte Tiefensteuer konnte sich aber nicht durchsetzen. Den größten Erfolg hatte KAMEI in den 70er und 80er Jahren, als Komplettumbausätze für bis zu dreißig Fahrzeugtypen angeboten wurden. Heute produziert KAMEI hauptsächlich Auto-Dachboxen und Kunststoffteile.
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Lorinser
Die Ursprünge von Lorinser reichen bis ins Jahr 1930 zurück. Damals gründete der Kraftfahrzeug-Meister Erwin Lorinser sein eigenes Unternehmen und wurde schon fünf Jahre später offizieller Daimler-Benz-Händler. Seit 1976 werden bei Lorinser Mercedes-Benz-Modelle getunt und optisch individualisiert, seit 1981 ist der Sportservice Lorinser ein eigenständiges Unternehmen. Beim optischen Tuning verzichtete selbst in den 80er Jahren auf Spoiler-Exzesse. Heute hat das Unternehmen Vertragshändler in über 40 Ländern.
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Oettinger/Okrasa
Die Firma OETTINGER wurde 1946 im hessischen Friedrichsdorf von Gerhard Oettinger gegründet. Oettinger war einer der ersten Tuner in Deutschland. Aus dem Ingenieurbüro wurde 1951 die Oettinger Kraftfahrtechnische Spezial Anstalt, kurz Okrasa. Bei Okrasa wurden Tuning-Kits für den VW Käfer produziert und vor allem in Deutschland und den USA verkauft. Ab 1976 wurden auch wassergekühlte VW bei Oettinger getunt. Legendär ist der VW T3 mit 3,2-Liter-Oettinger-Motor, dem ersten 6-Zylinder-Wasserboxer, außerdem war Oettinger einer der ersten Hersteller von Motoren mit vier Ventilen pro Zylinder. Heute ist Oettinger offizieller Automobilhersteller und ein anerkannter Tuner für Autos von Audi, VW, Seat und Skoda.
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Ruf Automobile
Die Geschichte des Tuners Ruf Automobile geht bis ins Jahr 1939 zurück. Damals gründete Alois Ruf sen. in Pfaffenhausen das Unternehmen AUTO-RUF. Autohaus und Werkstatt wurden nach 1945 um eine Tankstelle erweitert.
Erste Tuning-Versuche gab in den 60er Jahren, als Ruf begann, Porsche zu warten und instandzusetzen. Seit den 70er Jahren widmete sich Ruf dem Tuning des Porsche 911. Ruf machte die Porsche nicht nur noch schneller, sondern bot ab 1979 auch Fahrerlehrgänge an. So konnten die Kunden die zusätzliche Leistung ihres Porsche besser beherrschen. Neben Maßnahmen zur Leistungssteigerung bot Ruf ab 1981 auch ein selbstentwickeltes Getriebe mit 5 Gängen an. 1981 wurde Ruf zum offiziellen Autohersteller. Bekanntester Ruf Porsche dürfte der Yellowbird sein, ein Porsche 911 mit Biturbo und 469 PS.
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Steinmetz
1970 gründete Klaus A. Steinmetz die Steinmetz-Automobiltechnik GmbH in Rüsselsheim. Zuvor hatte er bei Abarth als Konstrukteur und Fahrer reichlich Erfahrung gesammelt. Weitere Erfahrungen aus dem Rennsport kamen hinzu. Besonders die von Steinmetz getunten Opel Commodore A sorgten auf den Rennstrecken für Furore. Schon bald gab es ein umfangreiches Tuningprogramm für Opel mit Straßenzulassung. 1977 zog sich Steinmetz aus der Tuningszene zurück. 1993 wurde die neue Steinmetz GmbH gegründet.
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Styling Garage
Die Styling Garage wurde 1979 in Pinneberg bei Hamburg gegründet.Sie machte sich weniger durch Leistungssteigerung als viel mehr mit zum Teil extremen Umbauten einen Namen. Die Gründer der Styling Garage, Christian Hahn und Ralph Engel, erfüllten der zahlungskräftigen Klientel so ziemlich jeden Wunsch. Ob Flügeltüren, Klappscheinwerfer, Verlängerungen, schrille Innenausstattungen oder eine S-Klasse-Flotte in Regenbogenfarben - bei der Styling Garage war nichts unmöglich. Die Kundschaft kam häufig aus arabischen Ländern, aber auch einige Filmstars fuhren in Autos von Styling Garage durch Hollywood. Trotz guter Geschäfte musste die Styling Garage 1986 Insolvenz anmelden.
Hier finden Sie Fotos von Fahrzeugen der Styling Garage


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